Geneve von Greifenberg

 

Als erste Tochter und zweites Kind wurde ich dem Kämmerer Franz von Pipurc und seiner Frau Maria, im Jahre des Herrn 1254, geboren. 

Nach dem Tode meines Bruders nahm mich mein Vater unter seine Fittiche und brachte mir schon recht früh das Lesen und Schreiben bei. Denn da er den Tod meines Bruders nie verwinden konnte erzog er mich nun mehr als einen Sohn, denn als ein Mädchen.

 

So verbrachte ich schon in jungen Jahren viel Zeit mit den Buben und Männern unseres Hauses. Daher blieb es auch nicht aus, dass ich mich schon recht früh für das männliche Geschlecht interessierte; da nützten auch jegliche Verbote meiner Eltern nichts.

Weibliche Tugenden und Hausarbeit war mir also eher ein Gräuel, Jagen und Reiten aber ein umso gar größeres Vergnügen.

 

Schon bald fürchteten meine Eltern um meine Tugend und sahen sich im Jahr 1269 gezwungen ihr einziges Kind ins Kloster von Piburch bei Chelheim zu geben. Dort war ich trotz allem recht beliebt, da ich bereits Lesen und Schreiben konnte und mich besonders im Rechnen sehr geschickt zeigte.

So erlernte ich noch die Heilkunde und viel über Pflanzen und Kräuter. An Letzterem fand ich soviel Gefallen, dass ich bei den Benediktinerinnen auch die Kochkunst erlernte, was mir noch von großem Nutzen sein sollte.

Aber als ich mich mehr und mehr dafür interessierte, wie man mit Kräutlein, Tränken und Speisen und deren aphrodisierende Wirkung, die Männer verzaubern konnte, wollte mich das Kloster in einen fernen Frauenkonvent schicken.

 

In meiner Verzweiflung floh ich im Sommer des Jahres 1273 aus dem Kloster und wußte zunächst garnicht wohin.

Darum schlug ich mich als Frau mit heilkundigen Fähigkeiten durch, las dem Volk heimlich aus den Karten ihr Schicksal und fand auf wirren Wegen endlich eine Stelle als Köchin in einem Wirtshaus in Frantohusum. Nachhause zu gehen, das traute ich mich nun nicht mehr, obwohl es ja nur ein Tagesmarsch gewesen wäre. Das Leben im Kloster und auf der Flucht hatte mich so verändert, dass mich niemand mehr erkannte.

 

Doch dann, im Winter des Jahres des Herrn 1275, kam auf seiner Reise zu seiner neuen Stellung Poxaw, Gregor von Greifenberg in dem Wirtshaus in Frantohusum vorbei.

Als ich ihn da in seiner stattlichen Erscheinung in der Wirtsstube sitzen sah, verliebte ich mich sofort in ihn und nutzte mein geheimes Wissen um die Kräuter um ihm ein gar vorzügliches Mahl zu kochen, welches ihn mir gewogen machte.

Als er in die Dunkelheit hinaus wollte, passte ich Gregor ab und lief ihm, natürlich ganz zufällig, über den Weg. Es kam wie es kommen musste, auch er war von mir angetan und verliebte sich in mich. Schon nach kurzer Zeit gestand ich ihm meine wahre Herkunft und meine Geschichte, und er kehrte sich nicht von mir ab sondern ehelichte mich.

So wurde ich also Burggräfin zu Poxaw und war meinem Ehemann fürderhin durch mein großes Wissen von Nutzen, bei der Verwaltung der Burg.