Michl Böttcher

Ich wurde als vierter Sohn eines Faßmachers im fränkischen  Coburg geboren. Ich durfte eine Klosterschule besuchen und lesen und schreiben lernen. Mich als Schreiber beim Rat der Stadt Coburg zu verdingen wie es meine Eltern gerne gehabt hätten,  bin ich allerdings nicht nachgekommen. Mich hat schon immer die Arbeit mit Fellen und Leder interessiert, ich würde mich in einer Schreibstube nie wohlfühlen. Mein Geschick – und auch ein wenig der Einfluß meines Vaters -brachten mich bei einem Meister des Ledererhandwerks unter. Nach den oft harten Lehrjahren, lebte ich als Geselle das übliche Leben eines  jungen Mannes – ich verbrachte meine freie Zeit mit Wein, Weib und Gesang. Meine Arbeit allerdings litt nie unter diesen Dingen und mein Meister war mehr als zufrieden mit mir. Schon bald überließ er mir auch schwierige Aufträge unter anderem für die Mannen des Landgrafen Falkmar Gabriel vom Walde .

Irgendwann lernte ich zufällig auf der Burg des Landgrafen, dem ich seit einiger Zeit die Handschuhe für seine Falkner fertigen durfte und gerade meine neuesten Werke ablieferte,  Gesine Matthes kennen. Da ich mich in der Nähe von Gesine sehr wohl fühlte und sie genau das hatte was ich mir sicher erst in einigen Jahren würde leisten können – nämlich ein eigenes großes Haus, nahm ich Gesine zur Frau.

Wir führten einige Zeit eine recht gute Ehe wobei jeder weiterhin erfolgreich seinen Geschäften nachging. Dann zogen schwarze Wolken über unser kleines Glück. Die Pest wütete im Fränkischen und wir nutzten die Möglichkeit gemeinsam mit dem Landgrafenpaar und seinem Gefolge die Totbringenden Mauern von Coburg verlassen zu können. In Dingolfing erkrankte Gesine und wir blieben zurück während der Troß des Landgrafen weiter Richtung Wasserburg zog. Wir mussten von etwas leben und so klopfte ich bei den Lederern vor Ort an. Die brauchten aber keine Gesellen, rieten mir aber zur Burg des Ritters Heinrich von Poxaw zu ziehen um dort meine Lederarbeiten anzubieten. Es sollten sich dort viele neue Mannen eingefunden haben und der Bedarf an Lederwaren sei sicher groß. Vielleicht waren sogar Falkner dabei…… Wenn auch keine große Falknerei zur Burg gehörte, erkannten die Bewohner jedoch schnell meinen Nutzen für sie. Es gab immer genug zu tun für einen der weiß wie er Felle und Leder zu nützlichem Gebrauch herrichten kann.  Und schließlich konnte ich ja auch zusätzlich noch lesen und schreiben.

Nach Gesines Gesundung zogen wir also Richtung Burg und begaben uns unter den Schutz der dort lebenden Burgmannen.


 

 Gesine Böttcher

 

Ich wurde als Tochter eines Tuchhändlers in Hanovere geboren. Meine Mutter verstarb früh und mein Vater überließ meine Erziehung Amme und  Tante. Die Tante gedachte mich möglichst früh und gut zu verheiraten. Leider verstarb die Gute noch während sie nach einem geeigneten Kandidaten Ausschau hielt. Meine weitere Erziehung oblag nun meiner Amme, die vor allem dafür sorgte, dass ich lernte möglichst alles selbst machen zu können was einer Frau zugestanden wurde. So erlernte ich auch Lesen, Schreiben und Buchführung sowie alles was man über Tuche und Stoffe sowie deren Verwendung wissen mußte. Da mein Vater sehr viel auf Handelsfahrten war, konnte ich mich ungestört mit all diesen Dingen beschäftigen.

 

Leider kam auch mein Vater auf die Idee, dass es für mich (und ihn) das Beste wäre schon bald einen geeigneten Ehemann zu finden. Er hatte einen verwitweten, wohlhabenden und angesehenen Tuchhändler im Fränkischen kennen gelernt. Man war sich ohne mich zu fragen schnell einig  und ich verließ Hanovere für immer Richtung Coburg. Selbstredend zeigte mein Gatte keinerlei Interesse daran mich an seinen Geschäften teilhaben zu lassen. Nur wenn es Stoffe und weniger feine Tuche für das Gesinde des Landgrafenpaares auf die Burg zu bringen gab, durfte ich in Begleitung eines Knechtes diesen Weg übernehmen. Die Landgräfin Jadis Elisabeth war stets sehr freundlich zu mir und lobte die Qualität der Waren.

 

Nach 5 Jahren Ehe und eben so vielen Kindern von denen 3 bereits im Kleinkindalter verstarben, erlag mein alternder Gatte einem eiternden Backenzahn und hinterließ mir mangels weiterer Verwandten, das Haus und den Tuchhandel. Ich konnte mich nun endlich neben Haushalt und Kindererziehung dem widmen was ich wirklich konnte: dem Vertrieb von Tuchen und Stoffen. Die Landgräfin Jadis Elisabeth vom Walde gehörte weiterhin zu meinen besten Kundinnen.

 

Auf der Burg des Landgrafenpaares vom Walde lernte ich dann Michl Böttcher kennen (und lieben). Wir heirateten und führten einige Zeit eine recht gute Ehe. Bis die Pest Coburg in den Würgegriff nahm……

 

Das Landgrafenpaar verließ Franken und zog mit Hofstaat und Gesinde Richtung Wasserburg. Großmütig erlaubte man uns sich  dem Troß anzuschließen. Leider erkrankte ich unterwegs und man ließ uns in Dingolfing zurück.

 

Seitdem Michl es aufgrund seiner Fertigkeiten erreicht hatte, dass man uns auf der in der Nähe gelegenen Burg des Ritter von Poxaw aufnahm, leben wir nun dort. Ich führe den Haushalt, nähe und koche – auch gelegentlich für die Burgmannen. Ich muß nur bald meine Tuch- und Stoffvorräte auffüllen….. diese gehen zur Neige.